Was nutzt Agilität?

Viele Produktentwickler stellen sich die Frage welchen Nutzen Agilität bringt.

Um diese Frage zu beantworten muss man zunächst ein wenig in der Geschichte zurückblicken, um zu erkennen unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen Waren produziert wurden. Zur Veranschaulichung sei auf die Darstellung der Taylor-Wanne im folgenden Bild verwiesen.

Manufakturzeitalter

Vor der Industrialisierung wurden Waren in Manufakturen und Handwerksbetrieben hergestellt. Dabei wurden individuell auf die Bedürfnisse bestimmter Kundengruppen abgestimmte Produkte gefertigt. Zum Teil wurden auch sehr individuelle Produkte in Einzelfertigung hergestellt. Dies bedingte einen hohen dynamischen Anteil in der Wertschöpfung. Die Waren wurden in der Regel für Kunden auf lokal eng begrenzten Märkten produziert. Ein Austausch zwischen den Märkten fand kaum statt. Der Kunde mit seinen Wünschen und Bedürfnissen stand dabei im Mittelpunkt.

Industriezeitalter

Ab 1850/1900 wurden die Transportkosten so gering, dass die Produkte auf weltweit angeboten werden konnten. Um ausreichend Produkte für Kunden weltweit anbieten zu können musste die Wertschöpfung formalisiert werden, um Waren in großer Anzahl herzustellen zu können. Aus Manufakturen wurden Fabriken und formale Prozesse für die Herstellung wurden eingeführt. Damit war es möglich Produkte in großer Anzahl mit identischen Eigenschaften auf immer die gleiche Weise herzustellen. Mit der Industrialisierung wurden Waren in Massenfertigung hergestellt. Um eine optimale Auslastung der Produktion und Optimierung der Geldschöpfung zu gewährleisten wurden Produkte und Produktionsverfahren standardisiert. Nun standen die Produktionsmaschinen im Mittelpunkt der Wertschöpfung, die nun einen sehr hohen formalen (sich immer wieder wiederholenden) Teil der Wertschöpfung erforderte. Während des Industriezeitalters wurden auch Prozesse und das Projektmanagement etabliert, um eine hohe Ausnutzung der Produktionskapazitäten zu gewährleisten. Mit der Industrialisierung wurden Produkte für Märkte im globalen Maßstab gefertigt. Dadurch wurde ein weltweiter Austausch von Produkten und Leistungen etabliert.

Informationszeitalter

Um 1980 waren die globalen Märkte mit standardisierten Produkten ausgefüllt. Der Konkurrenzdruck stieg enorm an. Wer jetzt noch neue Produkte erfolgreich anbieten wollte musste innovativ sein und wieder den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Planungen stellen. Dies erfolgt durch die Anwendung agiler Methoden. Dabei wird schon von Anfang an für den Kunden ein Mehrwert erzeugt, indem er schon früh ein nutzbares Produkt erhält, welches gemeinsam mit ihm Schritt für Schritt weiterentwickelt wird. Diese Vorgehensweise erfordert nun wieder einen hohen dynamischen Anteil in der Wertschöpfung. Nur mit der Individualisierung der Produkte lassen sich auf den engen globalen Märkten noch Marktanteile abschöpfen.

Vorteile der agilen Methode

Durch die agilen Methoden geraten die formalen Methoden unter starkem Druck, denn damit sind oftmals Probleme verbunden:

  • Im Projektgeschäft ändern sich häufig die Anforderungen
  • Mit geänderten Anforderungen ändert sich auch stets das Ziel
  • Je später Änderungen der Anforderungen einfließen, desto aufwändiger und teurer wird das Produkt

Das ist ein wesentlicher Grund weshalb klassische Projekte häufig aus dem Ruder laufen können.

Die Entwicklung mit er agilen Methodik erfolgt unter Einbindung des Kunden in Iterationen (Sprints). Nach jeder Iteration steht am Ende ein für den Kunden bereits nutzbares Produkt (Inkrement), welches eine Beurteilung durch den Kunden erlaubt, ob und welche Änderungen erforderlich sind. Diese Änderungen der Anforderungen werden in das neue Inkrement eingearbeitet werden. Diese Iterationen (Sprints) werden solange fortgeführt, bis das Produkt den Kunden zufriedenstellt oder das Budget erschöpft ist. Wird das Projekt abgebrochen, weil das Budget ausgeschöpft wurde verfügt der Kunde im Gegensatz zu den klassischen Methoden aber über ein nutzbares Produkt.